Im Alter von 84 Jahren verstarb am 26. Februar 2015 der ehemalige Direktor des Tübinger Instituts für Sportwissenschaft und Sportpädagoge Prof. Dr. Dr. hc. Ommo Grupe. Ommo Grupe war langjähriges asp-Mitglied, das große Sympathien für die Sportpsychologie hatte und zu den wichtigen Unterstützern der Sportpsychologie in den Aufbaujahren an den Universitäten zählte.
Ommo Grupe hat sich herausragende Verdienste um den Aufbau eines eigenständigen Faches Sportwissenschaft an den Universitäten und die Verbindung der Sportwissenschaft zum organisierten Sport erworben. Mit Ommo Grupe fand vor über 50 Jahren der Deutsche Sportbund und auch der Bund einen Wissenschaftler, der in den 1960-Jahren dabei war, eine „Theorie der Leibeserziehung“ zu entwickeln und das Thema des Sports an den Universitäten hoffähig zu machen. Heute haben die sportwissenschaftlichen Institute selbstverständlich Promotions- und Habilitationsrecht. Dies war damals nicht so, im Gegenteil, es musste erkämpft werden, und es bedurfte lange Zeit einiger Fürsprecher aus etablierteren Fächern, um die Sportwissenschaft den Universitäten hoffähig zu machen.
Nach seinem Studium an der Sporthochschule Köln bei seinem Lehrer Carl Diem und den Universitäten Köln und Münster hat Ommo Grupe 1957 in Münster in der Pädagogik promoviert. 1967 hat Ommo Grupe in Tübingen habilitiert und als erster in Deutschland die venia in Erziehungswissenschaft mit Betonung der Theorie der Leibeserziehung erhalten. 1968 erhielt er die erste Professur für die Theorie der Leibeserziehung in Deutschland, die dann ab 1970 Professur für Sportwissenschaft hieß. Bis zu seiner Emeritierung 1999 war er an der Universität Tübingen tätig, obgleich er mehrere Rufe anderer Universitäten erhielt, diese aber alle ablehnte. In dieser Zeit hat er zahlreiche Nachwuchswissenschaftler promoviert und habilitiert, von denen einige später sportwissenschaftliche Professuren übernahmen.
Es ist sicherlich nicht möglich, alle Aktivitäten und Ämter in der Wissenschaft und des organisierten Sports hier aufzuführen, einige möchte ich nennen, um zu unterstreichen, welche herausragende Persönlichkeit für die Entwicklung und Förderung der Sportwissenschaft verstorben ist.
Herausragend für die weitere Entwicklung der Sportwissenschaft in Deutschland in den Siebzigern und für die fördernde Rolle des DSB war der große internationale olympische Kongress 1972 in München, bei dem Ommo Grupe federführend als Vorsitzender des Kongressausschuss in engster Zusammenarbeit mit dem damaligen DSB Präsidenten Willi Daume gewirkt hat.
1971 wurde quasi als Programm für die neue Wissenschaftsdisziplin „Sportwissenschaft“ die gleichnamige Zeitschrift von Ommo Grupe als Geschäftsführenden Herausgeber gegründet, die er bis zum Jahr 2005 leitete. Bereits 1971 wurde die Zeitschrift vom DSB und vom BISp als institutionelle Herausgeber bis heute unterstützt (im Jahr 2005 ist die dvs dazugekommen).
Von 1974-1986 war Ommo Grupe Mitglied des DSB-Präsidiums und Vorsitzender des Bundesausschusses für Wissenschaft, Bildung und Gesundheit spwievon 1986-1994 DSB-Vizepräsident. Ab 1994 war er Ehrenmitglied des DSB. Von 1970-1997 war Ommo Grupe Vorsitzender des Direktoriums des Bundesinstituts für Sportwissenschaft.
Ommo Grupe hat zahlreiche Ehrungen erhalten, darunter das Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, die Carl-Diem-Plakette des DSB, die Ehrendoktorwürde aus Bayreuth und die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) im Jahre 2009, die erste der dvs und ich hatte die große Ehre und Freude, in meiner damaligen Funktion als dvs-Präsident die Laudatio in der Mitgliederversammlung zu halten.
Ommo Grupe hat großen Anteil daran, dass es heute das Fach Sportwissenschaft und die Sportpsychologie an den Universitäten gibt.
Wir trauern um Ommo Grupe.
Bernd Strauß
Präsident der asp
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