In einem Artikel unter dem Titel "Fehlt den deutschen Sportlern der Wille zum Sieg? Ohne Siegermentalität keine Olympia-Medaille", nachzulesen auf Focus Online, liefert asp-Geschäftsführer Prof. Dr. Daniel Memmert von der Sporthochschule Köln Antworten zu sportpsychologischen Fragen rund um die mentale Vorbereitung von Athleten in Bezug auf die olympischen Spiele 2012 in London und benennt fünf entscheidende Möglichkeiten, um die mentalen und kognitiven Kompetenzen der Athleten zu steigern.
Der gesamte Text ist abrufbar über diesen Link: http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/fitness/leistung/tid-26794/fehlt-den-deutschen-sportlern-der-wille-zum-sieg-ohne-siegermentalitaet-keine-olympia-medaille_aid_794130.html
Zusätzlich ist er nachfolgend nachzulesen, zitiert aus: FOCUS Online Nachrichten, Mittwoch, 08.08.2012, von FOCUS-Online-Redakteurin Anna Vonhoff
Fehlt den deutschen Sportlern der Wille zum Sieg?
Ohne Siegermentalität keine Olympia-Medaille
Während China und die USA eine Goldmedaille nach der anderen bejubeln, enttäuschen viele deutschen Athleten. Gewinnen ist eben auch Kopfsache – fehlt die mentale Stärke, ist Scheitern vorprogrammiert.
Die Kunst bei Olympia ist, auf den Punkt genau Höchstleistungen zu erzielen. Im Wettkampf, der oft nur wenige Augenblicke dauert, müssen die Athleten zeigen, dass sich die vielen Trainingsstunden gelohnt haben. „Die mentale Vorbereitung ist daher enorm wichtig“, sagt Daniel Memmert, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (ASP) und Leiter des Instituts für Kognitions- und Sportspielforschung an der Sporthochschule Köln.
Die Sportler haben während der Olympischen Spiele nur eine Chance, einen entscheidenden Moment, um ihren Traum zu verwirklichen. Ohne Kampfgeist, Selbstvertrauen und mentale Stärke ist das nicht zu schaffen. Dazu kommt, dass die ganze Welt auf die Athleten blickt. Unzählige Kameras sind auf sie gerichtet, Milliarden Zuschauer weltweit verfolgen die Wettkämpfe. Da will sich keiner blamieren.
Mit diesen Belastungen zurechtzukommen und gleichzeitig Bestleistungen zu erzielen, erfordert eine intensive Vorbereitung. Deshalb gehören Sportpsychologen heutzutage ganz selbstverständlich zum Trainer- und Betreuerstab dazu. „Sportler müssen sich vor allem fokussieren, um in dieser riesigen Drucksituation zu bestehen“, sagt Memmert. Aber nicht nur die Konzentration auf den Wettkampf spielt eine Rolle, wer Medaillen einheimsen will, der muss sich quälen, durchhalten, dranbleiben. Deshalb kann nur gewinnen, wer außergewöhnlich motiviert ist. „Sportpsychologen haben diverse Methoden, um die mentalen und kognitiven Kompetenzen der Athleten zu steigern“, sagt Memmert. Hier die fünf wichtigsten Tricks, um auf den Punkt genau fit zu sein:
Das macht die Athleten stark
Nervosität bekämpfen
Den Umgang mit Leistungsdruck und Versagensängsten müssen Sportler langfristig lernen. Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung sowie regelmäßige psychologische Gespräche helfen, mit dem Druck eines Großereignisses wie Olympia fertig zu werden und im wichtigen Moment nicht zu verkrampfen.
Schlüsselwörter im Selbstgespräch
Sogenannte Keywörter sollen die Sportler antreiben. Vor dem Wettkampf vereinbaren Psychologe und Athlet bestimmte Schlüsselbegriffe oder auch kurze Geschichten. „In die Wörter sollten möglichst viele Informationen und Emotionen gepackt sein“, sagt Memmert. Beispielsweise konkrete Zielvorgaben, Zeiten oder Aufgaben. Im Selbstgespräch ruft der Sportler sie dann ab. „Du schaffst das heute im ersten Anlauf“ könnte so ein Ziel sein. Wenn die Zuschauer genau hinschauen, können sie dem einen oder anderen Athleten diese Keywörter sogar vor dem Start von den Lippen ablesen.
Bewegungsablauf visualisieren
Zum mentalen Training gehört, die motorischen Bewegungen vor dem Start gedanklich noch einmal durchzugehen. „Knotenpunkte“ nennen die Sportpsychologen die einzelnen Bewegungsetappen. „Der Athlet schließt die Augen und stellt sich die Knotenpunkte der Bewegung nochmals vor, das hat einen enormen positiven Effekt“, sagt Memmert. Im Weitsprung können das beispielsweise Anlauf, Absprung und Flugphase sein.
Regeneration zwischen den Entscheidungen
Sportpsychologen sind während der Olympischen Spiele vor allem auch zwischen den Wettkämpfen gefordert. „Das ist ein ganz wichtiger Zeitpunkt“, betont Memmert. Es gelte, die Athleten anzutreiben, ihnen ihre Stärken vor Augen zu führen und dafür zu sorgen, dass sie sich nicht nur körperlich, sondern auch mental erholen und regenerieren. Gerade nach Niederlagen ist der Frust oft groß – und eine intensive psychologische Betreuung wichtig. Die Psychologen müssen ihre Sportler dann an frühere Erfolge erinnert und sie mental auf neue Ziele einstimmen.
Für ein gutes Umfeld sorgen
Die Psychologen coachen nicht nur die Sportler, sondern auch ihre Trainer und tragen so zu einem guten Verhältnis des Gespanns bei. Denn eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Trainer und Schützling ist enorm wichtig, um vorne dabei zu sein.
Außerdem gehen Sportpsychologen auf die individuellen Bedürfnisse der Sportler während der Wettkämpfe ein. Sie entscheiden, welcher Athlet außerhalb des Dorfs wohnen sollte, fernab von Trubel und Menschen, und welchen Sportler die Gemeinschaft im Dorf dagegen anspornt. „Das ist Typ-Sache und kann ganz unterschiedlich sein“, sagt Memmert. Einer wie Usain Bolt wohnt natürlich im Dorf und lässt sich dort wie ein Popstar feiern. Wahrscheinlich trägt ihn die Euphorie auch über die 200 Meter – sogar ohne psychologischen Beistand.
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