Zum Thema "Sportpsychologische Handlungskompetenzen in Prävention und Rehabilitation" begann am im März in Kiel ein neuer Ausbildungszyklus. Was sind die Inhalte und Schwerpunkte dieser Fortbildung?
Die Inhalte der ersten Fortbildungswoche in Kiel standen unter der Überschrift „Allgemeine Grundlagen zur Gestaltung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation“. Neben theoretischen Modellen zu Gesundheit und der Förderung psychosozialer Ressourcen im Gesundheitssport wurden Grundlagen der Diagnostik sowie psychosoziale Aspekte des Rehabilitations- und Behindertensports thematisiert. Die theoretischen Einheiten wurden durch Praxisbeispiele und praktische Übungen in der Sporthalle ergänzt. Hier konnten die Teilnehmer eigene Erfahrungen in den angesprochenen Feldern sammeln.
Die zweite Kurswoche (03. bis 07. September in Leipzig) wird sich ausführlich mit den Themen „Wissen vermitteln“ sowie „Motivation und Volition“ beschäftigen. Dabei werden auf der Basis theoretischer Modelle praktische Maßnahmen zur Förderung von Motivation und Volition vorgestellt und Ansätze der psychologischen Beratung zur Verhaltensänderung erprobt. Die Verhaltensänderung wird als eines der zentralen Anliegen der Sportpsychologie im Bereich Prävention und Rehabilitation ausführlich beleuchtet. Daneben soll aber auch für den Bereich der Kognitionen gezeigt werden, wie z.B. über mentales Training in der Therapie und Rehabilitation Genesungserfolge unterstützt werden können.
Der dritte Kursblock, der im Februar 2013 ebenfalls in Leipzig stattfinden wird, deckt die Felder „Emotionen und soziale Interaktion“ ab. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen Grundlagen zu Emotionen und deren Einfluss auf das menschliche Verhalten vermittelt. Zudem wird praktisch erlebt, wie Emotionen durch körperliche Aktivität gezielt beeinflusst werden können. Weiterhin wird die Bedeutung sozialer Prozesse in Prävention und Rehabilitation thematisiert und die Rolle des Übungsleiters aus Sicht der Sportpsychologie genauer beleuchtet. Die Unterrichtseinheiten des ersten Blocks wurden durch Prof. Dr. Manfred Wegner (Universität Kiel), Dr. Ines Pfeffer (Universität Leipzig) und mich gestaltet. In den weiteren Kurswochen werden Dozenten aus ganz Deutschland die Unterrichtseinheiten übernehmen und die Riege der Sportpsychologen damit ergänzen.
Es ist die erste Fortbildung, die nach dem neuen Gesundheits-Curriculum durchgeführt wird. Was ist die Neuerung zu dem asp-Curriculum von vorher? Warum war eine Überarbeitung notwendig?
Das Curriculum wurde in erster Linie aktualisiert und um Themen, die in der internationalen Fachgesellschaft aktuell diskutiert werden, ergänzt. In allen Kurswochen soll stärker als bisher darauf geachtet werden, eine gute Mischung aus Theorie und Praxis zu bieten.
Neben dieser inhaltlichen Anpassung galt es aber auch im Gesamtkonzept Modifikationen vorzunehmen. So wurde die gesamte Ausbildung modularisiert wie das ja auch für das Curriculum im Leistungssport vorgenommen wurde. Damit sind wir nicht nur international anschlussfähig aufgestellt, sondern auch im Bereich der Zusatzqualifikationen gegenüber nationalen Anbietern in diesem Bereich. Das bedeutet, hier sollen Synergien geschaffen und genutzt werden, die den Markt in der Praxis und die Qualität in der Ausbildung in meinen Augen nur nach vorn bringen können.
So streben wir beispielsweise eine enge Zusammenarbeit mit der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) – Kommission Gesundheit und dem Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS) an, was sich beispielsweise bei den Referenten und Experten für verschiedene Themen in personeller Hinsicht dokumentiert oder in der gegenseitigen Anerkennung von Bausteinen bzw. Modulen und den entsprechenden Abschlüssen. Hier sind wir im wohlwollenden Gespräch mit den Kooperationspartnern. Zudem können damit die Ausgangssituationen und Interessen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen besser berücksichtigt werden, kann Zusatzausbildung auch individuellen Bedürfnissen und Karrieren besser angepasst werden.
Das Curriculum richtet sich nicht nur an Psychologen, sondern auch an Sportwissenschaftler, die bereits in der bewegungsbezogenen Prävention, Rehabilitation und Gesundheitsförderung tätig sind oder tätig werden wollen. Welchen Stellenwert nimmt der Gesundheitsaspekt in den Bachelor- und Masterstudiengänge im Bereich des Sports ein?
Das Thema Gesundheit hat in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. In unserem Curriculum soll das Thema Gesundheit vor allem aus einer psychologischen Perspektive beleuchtet werden. Wir sehen daher die Weiterbildung als wichtige Ergänzung zu den gesundheitsorientierten Bachelor- und Masterstudiengängen an den Universitäten. Der Bereich der Sportpsychologie spielt zwar in vielen Studiengängen eine Rolle. Oft können die sportpsychologischen Themen aber aufgrund der verschiedenen Sportwissenschaftlichen Fächer (Sportmedizin, Trainingswissenschaft, Bewegungswissenschaft, Sportpädagogik etc.), die sich mit dem Thema Gesundheit beschäftigen und in diese Studiengänge eingebunden sind, nur angerissen werden. Wir bieten mit unserem Curriculum auch Sportwissenschaftlerinnen und Sportwissenschaftlern die Möglichkeit, ihr spezifisches sportpsychologisches Wissen auszubauen und zu vertiefen und damit eine entsprechende sportpsychologische Handlungskompetenz zu erlangen.
Diese Kompetenz spielt gerade auch deshalb eine so wichtige Rolle, weil viele der großen gesundheitlichen Probleme und Krankheiten wie Metabolisches Syndrom, Koronare Herzerkrankungen, Rückenschmerzen oder Osteoporose mit einem Bewegungsmangel ganz direkt assoziiert sind und mit einem Mehr an Bewegung hier schon viel erreicht werden kann. Es gilt also eine Veränderung des Lebensstils zu unterstützen und dafür ist eine sportpsychologische Handlungskompetenz sowohl in der Prävention wie in der Rehabilitation nötig. Gleichzeitig sollte diese Expertise sowohl bei der Konzipierung wie auch bei der Evaluation von Sportangeboten ein wichtiges Handwerkszeug dar, um nur einige Beispiele zu nennen.
Mit welchen Qualifizierungen und Kompetenzen können die Teilnehmer die Fortbildung verlassen?
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind nach dem Curriculum dafür qualifiziert, aus sportpsychologischer Perspektive Maßnahmen in Prävention und Rehabilitation entsprechend zu konzipieren, sie haben Kompetenzen in der psychologischen Diagnostik, in der sportpsychologischen Intervention und Evaluation. Zudem sind sie dazu befähigt, Zusammenhänge zwischen Psyche und Verhalten zu erkennen und Verhalten gezielt zu beeinflussen. Wie eben schon skizziert, ist z.B. die Frage nach der Aufnahme und der Aufrechterhaltung einer regelmäßigen Sportaktivität nach wie vor aktuell, denn vielen Menschen gelingt es nicht, mit dem Sporttreiben zu beginnen oder ihre begonnene Aktivität beizubehalten.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen solche Prozesse gezielt zu beeinflussen. Außerdem sind die Absolventinnen und Absolventen in der Lage, spezifische sportpsychologische Techniken, Methoden und Strategien einzusetzen und anzuwenden, wenn es beispielsweise um die Beeinflussung psychischer Gesundheitsparameter, wie das physische Selbstkonzept, die Stimmung oder auch depressive Symptome durch (sportpsychologische) Interventionen geht. Gleichzeitig gilt es natürlich, solche Veränderungsprozesse, ganz gleich ob in kognitiver, emotionaler, motivationaler oder sozialer Hinsicht, auch begleitend steuern zu können.