Teambuilding für die deutsche Sportpsychologie, das forderten Kai Engbert und Kollegen bereits 2011 in einem Beitrag der Zeitschrift für Sportpsychologie.
Hier kommen Sie zum Artikel als pdf (aus: Zeitschrift für Sportpsychologie, 18 (2) © 2011 by Hogrefe).
Zwei Jahre später lässt sich festhalten :
Die praktische Sportpsychologie entwickelt sich dynamisch und gewinnt im Spitzensport zunehmend an Bedeutung. Doch die Forderung des Teambuildings verhallt weitgehend ungehört. In der Praxis dominiert vielfach Einzelkämpfertum und es bestehen vielfach Vorbehalte gegenüber dem Credo: Gemeinsam sind wir noch stärker.
Wie es auch anders gehen kann, zeigen Nils Gatzmaga und Kollegen mit Ihrem Blog zur angewandten Sportpsychologie. Im Interview mit dem Praxisservice berichtet Nils Gatzmaga über das Projekt.
Herr Gatzmaga, worum geht es in Ihrem Projekt?
Mein Blog soll dabei helfen, die Sportpsychologie im Fußball und Leistungssport weiter zu etablieren. Dazu schreibe ich regelmäßig Artikel zu sportpsychologischen Aspekten im Fußball. Inzwischen haben sich weitere Studenten der Sportpsychologie dem Projekt als Co-Autoren angeschlossen, um aus ihren Sportarten über sportpsychologische Themen zu bloggen.
In den letzten Jahren hat sich die sportpsychologische Szene in Deutschland beachtlich entwickelt. Mittlerweile ist die ASP sehr gut über das BISp und die ZKS in den olympischen Sportarten vernetzt. Der ASP-Praxisbereich und das BISp-Informationsportal bieten zudem viele Informationen zur Sportpsychologie. Mein Ansatz ist es nun, die Online-Präsenz der Sportpsychologie weiter auszubauen.
Gerade das Internet bietet eine ideale Kommunikationsplattform, um sich einfach und ungezwungen über psychologische Aspekte der Leistungsoptimierung auszutauschen. Zum einen ist mir der Austausch mit den Athleten und Trainern sehr wichtig. Dazu veröffentliche ich konkrete Praxistipps, was man wie machen könnte, und kann aufgrund des anschließenden Feedbacks meine Arbeit gezielt optimieren.
Zum anderen möchte ich den fachlichen Austausch unter uns Sportpsychologen weiter forcieren. Gerade wir jungen Sportpsychologen können sowohl vom Erfahrungsschatz der Experten als auch durch den Austausch untereinander viel lernen.
Können sie denjenigen, die sich nicht so gut in der Blogger Szene auskennen, noch mal die Grundidee des „bloggens“ erläutern?
Ein Blog ist vergleichbar mit einem Online-Journal, in welchem der Herausgeber (kurz: Blogger) seine Gedanken zu bestimmten Sachverhalten in kleine Artikel verfasst. Über die Kommentarfunktion können die Leser ihre (fachliche) Meinung direkt hinzufügen. Daher bietet das Blog ein einfaches Medium seine Erfahrungen und Meinungen untereinander auszutauschen.
In meinen Augen ist zudem das „commitment“ zum Bloggen ein sehr wichtiger Faktor, denn ein Blog funktioniert nur über eine sorgfältige Pflege und das Verfassen neuer Artikel.
Was unterscheidet Ihr Projekt von der Darstellung der Angebotspalette eines freiberuflichen Sportpsychologen?
Mein Blog soll eine Plattform für verschiedene Sportpsychologen, Athleten und Trainer aus unterschiedlichen Sportarten sein, wo sie sich unkompliziert über sportpsychologische Aspekte der Leistungsoptimierung austauschen können. Als Aufhänger werden dazu interessante Praxistipps und eigene Erfahrungen frei zur Verfügung gestellt.
Kritische Personen könnten anmerken. Dem Herrn Gatzmaga geht es gar nicht um den Blog, der will vor allem seine eigenen Angebote an den Markt bringen und bekannt werden?
Meine Absicht des Bloggens ist meine persönliche Weiterentwicklung zu einem Sportpsychologen. Es geht mir darum neben meinem Studium mich mit fachkompetenten Kollegen und Sportlern online auszutauschen und mein Praxis-Know-How zu optimieren. Dazu gehört eine öffentliche Präsenz. Denn ohne sie kann ich keinen Kontakt zu den Sportlern und Kollegen herstellen.
Zudem halte ich es in meiner aktuellen Ausbildungsphase für wenig sinnvoll über eine Angebotspalette konkret nachzudenken. Klar, wenn ich eines Tages die nötige Reife besitze, werde auch ich sicherlich eine Angebotspalette haben, die dann aber nicht über den Blog geschaltet wird. Beim Bloggen geht es darum Wissen zu teilen, nicht mehr und nicht weniger.
Kann man sich Ihrem Projekt anschließen?
Auf jeden Fall! Grundsätzlich kann sich jede(r) mit einem sportpsychologischem oder leistungssportlichen Hintergrund dem Projekt anschließen, die/der Lust hat neue Wege auszuprobieren, unsere Disziplin weiter zu etablieren.
Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam mehr für unsere Disziplin erreichen können, als wenn wir alle als Einzelkämpfer unterwegs sind. Auf der vergangenen ASP-Konferenz habe ich mich schon mit vielen jungen Sportpsychologen von anderen Universitäten über das Projekt unterhalten. Denn gerade die uni-übergreifende Vernetzung sehe ich als Schlüsselfaktor für das Wachstum des Projekts.
Wie kann ich mich engagieren? Gibt es Aufnahmekriterien?
Wer Lust hat sich in das Projekt einzubringen, sollte vor allem die Bereitschaft mitbringen sich öffentlich auf fachlicher Ebene auszutauschen. Zudem basiert das Bloggen auf dem regelmäßigen Schreiben neuer Texte, was eine gewisse Überzeugung und Leidenschaft voraussetzt. Denn das Bloggen wirft direkt keinen Profit ab. Ich bin aber überzeugt, dass das Bloggen auf lange Sicht die Sportpsychologie weiter etablieren kann, wovon wir alle profitieren werden.
Konkrete Aufnahmekriterien würde ich nicht festlegen wollen, denn aktuell befindet sich das Projekt noch mitten in der Startup-Phase.
Beschränkt sich das Bloggen nur auf das Thema Fussball oder gibt es auch Raum für andere Sportarten?
Die Ausweitung auf andere Sportarten ist auf jeden Fall geplant! Denn gerade vom Blick über den eigenen Tellerrand können wir neue Anregungen finden, die unsere Arbeit verbessern. Inzwischen haben sich auch schon einige junge Kollegen aus anderen Sportarten angeschlossen. Mein Fokus lag zum Anfang auf dem Fußball, weil der Fußball die Sportart ist, wo ich mich am besten auskenne.
Mittelfristig plane ich aber einen Wechsel auf eine neutrale Domain, wenn das Projekt weiter so erfolgreich laufen sollte.
Hier geht es zum Blog von Nils Gatzmaga:
http://www.psychologie-fussball.de/