Die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) und die Japanese Society of Physical Education Health and Sport Sciences (JSPEHSS) richten seit 2012 gemeinsam das Symposium aus. Dieses Jahr hatten Prof. Dr. Yoshinori Okade und sein Team der NSSU die Hauptverantwortung und insgesamt nahmen 35 Sportwissenschaftler*innen aus Japan und Deutschland teil.
Dem Leitthema entsprechend wurden in den Einzelbeiträgen verschiedene sportwissenschaftliche Perspektiven auf aktuelle Themen, Nachhaltigkeitsziele und Werte des Sports in Deutschland und Japan gelegt, die in den Bereichen von u.a. Anti-Doping-Strategien, Auswirkungen der Covid-19 Pandemie, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Coaching-Strategien, E-Sport, Geschlechtervielfalt, Identifikations- und Motivationsprozesse im Sport und Outdoor-Sport angesiedelt werden können. Hier war dieses Jahr die Sportpsychologie stark vertreten. Prof. Dr. Bernd Strauß (Universität Münster) berichtet von seinem über 20jährigen Münsteraner Identifikationsprojekt. Ziel war es in diesem Langzeitprojekt ab 2002, der Fußballweltmeisterschaft in Südkorea und Japan zu allen WM-Turnieren (bis 2022) die Identifikation von Münsteranern mit der deutschen Fußballnationalmannschaft während des gesamten Turnieres sowie die Antworten zu weiteren Fragen (z.B. zur politischen Situation in Katar) zu erheben. Prof. Dr. Maike Tietjens (Universität Münster) stellt ein Scoping Review zum Thema tranformationalen Führung vor und fasst zusammen, dass es für angewandt Forschende höchste Zeit ist aus den methodischen Fehlern der Management- und Organisationspsychologie in diesem Feld zu lernen, Interventionen und Langsschnittstuiden konsequent durchzuführen um Kausalitäten zu identifizieren sowie solide Informationen für die Berufspraxis abzuleiten. Jun.-Prof. Dr. Franzi Lautenbach (Humboldt-Universität zu Berlin) trug Ergebnisse einer Studie zu den Vorteilen für wahrgenommener Nähe in der Klasse und kognitive Prozesse bei Grundschulkindern durch die Integration von High-Fives in Bewegte Pausen in der Schule vor Neben der Beteiligung aus der Sportpsychologie, wurden Beiträge weiterer sportwissenschaftlichen Disziplinen von folgenden Kolleg*innen vorgestellt: Frederik Borkenhagen (Universität Heidelberg); Prof. Dr. Annette Hofmann (PH Ludwigsburg); Dr. Martin Meyer (Universität Vechta) und Dr. Aiko Möhwald (Universität Paderborn). Desweiteren gab es neben den 16 Einzelbeiträgen von japanischen und deutschen Sportwissenschaftler*innen, drei Hauptvorträge. Prof. Dr. Dr. h.c. Roland Naul (Universität Münster), der die Covid-19 Pandemie und ihre Auswirkungen auf die körperliche Aktivität und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen fokussierte[1], referierte als Erster. Den nächsten Vortrag gab Prof. Dr. Masamitsu Ito (NSSU) und stellte ein innovatives Schulungsprogramm für Ausbildende im Bereich Coaching vor, welches seit 2014 an der NSSU etabliert ist und die Vermittlung eines lernerzentrierten Coachings in den Mittelpunkt rückt. Am finalen Veranstaltungstag legte Prof. Dr. Michiyoshi Ae (NSSU) in seinem Hauptvortrag eindrücklich dar, wie biomechanische Bewegungsanalyseverfahren einen Beitrag zur Technikverbesserung und -optimierung leisten können und inwiefern durch diese Erkenntnisse effektive Trainingsmethoden und Maßnahmen zur Verletzungsprävention abgeleitet werden können.
Neben dem inhaltlichen und wissenschaftlichen Austausch wurden auch Einblicke in die japanische Kultur sowie den Setagaya Campus der NSSU mit beeindruckenden Räumlichkeiten für japanische Sportarten wie Sumō und Kendō gewährt. Eine besondere Erfahrung war der gemeinsame Abend in einem landestypischen Restaurant mit einem traditionell japanischen Gericht, Shabu-Shabu (Brühfondue für Fleisch und Gemüse).
Ein bedeutender Programmpunkt war der Austausch zwischen der dvs und der JSPEHSS über die weitere zukünftige Zusammenarbeit beider Organisationen. Insbesondere die lange und erfolgreiche Tradition des Deutsch-Japanischen Symposiums der Sportwissenschaft, welche bereits 1994 in Berlin unter der Einladung von Prof. Dr. Herbert Haag (Universität Kiel) ihren Anfang nahm, soll als zentrale gemeinsame Veranstaltung beider Vereinigungen fortbestehen. Hierfür wünscht die asp alles Gute und bietet gerne Unterstützung an.
Abschließend bleibt dem Tagungsleiter Prof. Okade und seinem stets hilfsbereiten und engagierten Team für eine erfolgreiche Ausrichtung des 11. Deutsch-Japanischen Symposiums zu danken. Das nächste Deutsch-Japanische Symposium der Sportwissenschaft wird voraussichtlich in zwei Jahren an der PH Ludwigsburg (Prof. Annette Hofmann) ausgerichtet.
[1] Vgl. Naul, R., O’Neill, S., Ries, F. & Chambers, F. (2022). The CEREPS consensus statement of physical education and school sport for recovery from the COVID-19 pandemic in Europe. Recommendations of action. Zugriff unter: https://www.cereps.eu/wp-content/uploads/2022/09/CEREPS-final-draft-consensus-statement-recommendations-for-actions.pdf