Prof. Dr. Adina Mornell und Prof. Dr. Dr. Jügen Beckmann bei der Tagungseröffnung (v.l.) |
Zufriedene Gesichter bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, bei den Ausrichtern und auch bei den Vorstandsmitgliedern der asp. Die 46. Jahrestagung der asp in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) vom 29. bis 31. Mai 2014 war ein voller Erfolg. Mit mehr als 300 registrierten Teilnehmern war es der deutschlandweit größte Fachkongress für Sportpsychologie und die bisher größte Jahrestagung der asp. Über die Kooperation mit der Münchner Hochschule für Musik und Theater (MHMT) gelang erstmals ein Brückenschlag zwischen Sport und Musik.
Gemeinsamkeiten zwischen Sport und Musik aus sportpsychologischer Sicht
Das Leitthema „Performing under Pressure“ stellte die Herausforderung der Leistungsabgabe unter Wettkampf- bzw. Vorspielbedingungen in den Mittelpunkt und löste große Resonanz bei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und den in der Praxis tätigen Sportpsychologinnn und SPortpsychologen aus. Nach einem mehrstufigen Begutachtungsverfahren durch das wissenschaftliche Tagungskommitee bildeten 120 Vorträge, sieben Positionsreferate, 78 Posterbeiträge und 13 Praxis-Workshops das interdisziplinäre Tagungsprogramm. Hinzu kamen drei Hauptvorträge von international renommierten Experten aus der Sportpsychologie und der Musik, die das Thema „Performing under Pressure“ aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten.
Musik bestimmt das Rahmenprogramm / asp Posterpreis geht an Nadja Schott
Sichtbar wurde die Verbindung von Sport und Musik auch im Rahmenprogramm. So begeisterte die Abendveranstaltung unter dem Motto „Body, Rhythm and Soul“ mit Musik und Tanzdarbietungen. In diesem feierlichen Rahmen ging der asp Posterpreis 2014 an Nadja Schott vom Institut für Bewegungswissenschaften der Universität Stuttgart für das Thema "Fortbewegung und Kognition (Trail-Walking-Test): Ressourcenallokation über die Lebensspanne."
Ein ausführlicher Rückblick zur Tagung gibt es auf den Seiten der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft der Technischen Universität München
Nächste asp Jahrestagung im Mai 2015 an der Universität Freiburg
Die nächste asp-Jahrestagung findet vom 14.-16.05.2015 an der Universität Freiburg statt. Ausrichtender ist das Team des Lehrstuhls für Sportpsychologie um Prof. Dr. Reinhard Fuchs. Das Motto der Tagung lautet „Stressregulation im Sport“.
Ein Fazit & wichtige Impulse für die Wissenschaft: Prof. Jürgen Beckmann im Interview
1. Wie lautet Ihr Fazit zur asp Tagung 2014?
Als Veranstalter sind wir natürlich sehr froh, dass wir so viel quantitative und qualitative Resonanz bekommen haben. Mit knapp 380 Teilnehmern war es wohl die bislang größte asp-Tagung. Selbst wenn man die Teilnehmer aus dem Bereich der Musik abzieht, war die Nachfrage aus der Sportpsychologie weit überdurchschnittlich. Es wird natürlich immer schwieriger Tagungen in dieser Größenordnung von einem einzigen Lehrstuhl zu bewältigen. Wir waren sehr froh, dass wir mit Kollegin Prof. Mornell von der Hochschule für Musik und Theater eine Partnerin hatten, die sich beteiligte. Wir haben versucht die Tagungsgebühren sehr niedrig zu halten, wenn man es mal mit anderen Tagungen vergleicht. Bis zum Schluss mussten wir aber Sorgen haben, dass wir auf einem Defizit sitzen bleiben. Von unseren Sorgen befreit hat uns letzten Endes der Kanzler der Hochschule für Musik und Theater, indem er uns seine wunderbaren Räumlichkeiten kostenfrei überlassen hat.
Wenn man die sehr positive Entwicklung der Sportwissenschaft im Rahmen der anderen sportwissenschaftlichen Disziplinen betrachtet, so haben Veranstaltungen wie die Forschungswerkstatt vor unserer Jahrestagung sicherlich ihren Anteil daran. Auch in München war die Forschungswerkstatt gut besucht und hatte einen hohen Qualitätsstandard. Schade nur, dass die Förderung dafür viel zu gering ausfällt. Ohne Gelder meines Lehrstuhls hätte es nicht funktioniert.
2. Die Tagung wurde als Partner-Symposium vom Lehrstuhl für Sportpsychologie der Technischen Universität München und vom Lehrstuhl für Instrumental- und Gesangspädagogik der Hochschule für Musik und Theater München veranstaltet. Wie gut hat aus Ihrer Sicht die Verbindung von Sport und Musik funktioniert?
Leistung unter Druck zu erbringen ist ein Thema, das sowohl im Sport als auch in der Musik relevant ist. In beiden Bereichen hat man sich damit wissenschaftlich auseinandergesetzt. Frau Kollegin Mornell hat seit einer Reihe von Jahren den Brückenschlag zwischen Musik und Psychologie mit ihrem Art in Motion Symposium praktiziert. Da sie zudem in München ist, lag es nahe das Thema mit einer gemeinsamen Tagung anzugehen. Ich glaube, das hat sich wirklich gelohnt. Es sind zweifellos unterschiedliche Welten. Aber es ist besonders fruchtbar über den Zaun zu schauen, wenn ein gemeinsames Thema verbindend wirkt.
3. Welche Impulse gehen von der Tagung zum Leitthema „Performing under pressure“ für die Sportpsychologie in Wissenschaft und Praxis aus?
Ich hoffe, dass sehr viele Impulse von unserem breitgefächerten Programm ausgehen werden. Vielleicht wird die wissenschaftliche Diskussion zum Thema „choking under Pressure“ durch die Keynote von Chris Mesagno noch einmal angefacht. Er hat sich ja zusammen mit Denise Hill sehr kritisch mit dem Konzept auseinandergesetzt. Weiterhin hoffe ich, dass auch die gesundheitliche Seite von Leistung unter Druck mehr Beachtung findet. Vorbereitung auf den Umgang mit Stress im jugendlichen Leistungssport und bei Musiktalenten, wie auch Vermeidung von Burnout und Prävention von Depression in den Leistungsbereichen werden hoffentlich mehr Förderung erfahren.
4. Ihr persönlicher Höhepunkt auf der Tagung?
In positiver Hinsicht die Keynote von Costas Karageorghis, die nicht nur die offensichtlich äußerst fruchtbare Nutzung von Musik zur Unterstützung sportlicher Leistung auf einem sehr, sehr hohen Differenzierungsgrad darstellte, sondern auch in sich geradezu eine äußerst unterhaltsame, künstlerische Darbietung darstellte – eine Kombination von Sportpsychologie und Musik auf höchstem Niveau.
In negativer Hinsicht war es die Podiumsdiskussion zum Thema Burnout im Spitzensport, weil sie am Beispiel des anwesenden Ex-Fußballprofis Andreas Biermann zeigte, dass trotz aller Verlautbarungen von Funktionären nach dem Selbstmord von Robert Enke und trotz aller intensiven Bemühungen seitens der Sportpsychologie und der Gewerkschaft der Profifußballer (VdV) Ausgrenzung und Stigmatisierung statt Unterstützung immer noch dominieren. Hier haben wir noch einen mühsamen Weg zu gehen.
Zur Person:
Prof. Dr. Jürgen Beckmann ist seit 2006 Ordinarius für Sportpsychologie an der Technischen Universität München. Er forscht seit Jahren zum Tagungsthema „Performing under Pressure“ und ist als sportpsychologischer Experte seit über 20 Jahren in der Praxis des Leistungssports aktiv. Mehr zu Prof. Beckmann finden Sie auf den Seiten des Lehrstuhls für Sportpsychologie der TU München:
http://www.sportpsychologie.sg.tum.de/
Das Interview führte der asp Praxisservice.