Ausgelassene Stimmung vor der Max-Schmeling Halle in Berlin. Ich werde von großen Werbebannern und Partymusik begrüßt. Eisbuden verkaufen ihre Waren gegen die warme Sommerluft, die mit Merchandise-Artikeln und Trikots bestückte Crowd tanzt zur Musik des DJ’s, und ein paar Kinder nutzen das aufgebaute Mini Floorball-Feld vor der Halle und üben das, was die besten deutschen Frauen und Männer in den nächsten zwei Tagen perfektioniert haben müssen. Vorbeigelassen an der Security wird mir von Mit-Organisator Mathias Liebing ein personalisiertes Lanyard überreicht. Ich fühle mich mit diesen Dingern immer sehr wichtig – ist gut für das Ego irgendwie.
Angekommen im Seminarraum lerne ich die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung kennen, und begrüße neben Ihnen unsere Referenten der nächsten zwei Tage. Erst nach einer kurzen Begrüßung und Einleitung zur Tagung durch Prof. Dr. Oliver Stoll, Dr. Hanspeter Gubelmann und Mathias Liebing wird mir klar, dass ich bereits in Schulzeiten Floorball gespielt habe. Ich dachte damals, dass es „Eishockey für Arme“ war, die sich keine Arena aus Eis leisten konnten. Aber wer kann das schon. Nach einer ausgiebigen Psychologisierung des Floorballs, seinen Anforderungen und Herausforderungen, mischten wir uns unter die Zuschauer und beobachteten und fachsimpelten über unsere Wahrnehmungen. Was uns auffiel, was komisch war, was sich wiederholte und wie dem möglicherweise entgegengewirkt werden könne.
Kurz vor Abpfiff des ersten Spiels standen wir bereits in der Mixed Zone, wo die Spielerinnen und Spieler das Spielfeld verlassen - bereit für eine Schnellintervention der Sportpsychologie á la Feuerwehr. Zu beachten ist: Die Teams wussten Bescheid, dass wir vor Ort sind. Sie haben vorab Fragen bei uns eingereicht, die wir beantwortet haben. Dennoch entschied sich keine Athletin oder Athlet mit uns ins Gespräch zu gehen. Dies lag vermutlich unter anderem an der Größe unseres Sportpsychologie Teams, welches teilweise größer als ein Floorball Teams selbst war. Alternativ lag es aber auch daran, dass in den Minuten nach einer Niederlage die Psyche nicht in der Lage ist, sich mit jemandem Neuem zu beschäftigen. Ich kenn das aus meiner Erfahrung im Fußball – ich wollte einfach nur noch in die Kabine und keiner sollte mich nur ansprechen.
Am zweiten Tag beschäftigten wir uns viel mit unseren relevanten Zielgruppen im Floorball. Wir begannen thematisch mit den größten Fans der Athletinnen und Athleten – den Eltern, und wie wir sie bestmöglich unterstützen können, wie ihr Verhalten die Athletin oder den Athlet beeinflusst, wie sie als wichtigste Bezugsperson eine große Rolle spielen und diese optimal nutzen können. Als Nächstes hörten wir uns gemeinsam mit Trainerinnen und Trainern Floorball Deutschlands eine Podiumsdiskussion, bestückt mit unseren Referenten und Trainern des Floorballs, zur sportpsychologischen Ebene des Coachings im Floorball an, und beendeten den theoretischen Input des Tages mit einem Interview eines professionellen Athleten des Floorballs und seine Erfahrungen mit der Sportpsychologie. Anschließend ging es wieder auf die Tribüne, auf welcher wir neben psychologischen Spielbeobachtungen und Erfahrungsaustauschen den Nervenkitzel und die Spannung der finalen Spiele genießen durften.
Alles in Allem eine großartige Erfahrung und in Bezug auf Praxis einige Standardabweichungen weg von der eher forschungsorientierteren Haupttagung der asp. Wir hatten die Chance mittendrin, statt nur dabei zu sein, neue Erfahrungen zu machen, gleichgesinnte angewandte Sportpsychologinnen und Sportpsychologen kennenzulernen sowie unsere gemeinsame Passion, den Sport, lebhaft und erlebbar zu genießen.
Eric Pooch, Mental Diff, Potsdam