Sportpsychologische Expertinnen und Experten bei Olympia in Rio

Die beste Leistung am Wettkampfhöhepunkt abrufen, das war das Ziel aller Olympiateilnehmerinnen und -teilnehmer. Die mentale Handlungsstabilität spielt dafür eine wichtige Rolle und deshalb gehörten mit Dr. Gaby Bussmann (verantwortlich für die Olympischen Spitzenverbände im Reiten und Schwimmen), Dr. Kai Engbert (verantwortlich für die Deutschen Slalomkanuten), Dr. Christian Heiss (Betreuung Frauen Nationalteam Beachvolleyball), Dr. Heike Kugler (verantwortlich für den Wurfbereich im Deutschen Leichtathletikverband), Dipl.-Psych. Roland Kant (Betreuung Sportschießen) und Dipl.-Psych. Anett Szigeti (Betreuung Frauen Nationalteam Beachvolleyball) mehrere sportpsychologische Expertinnen und Experten zum Deutschen Olympiateam. Alle sportpsychologischen sind Mitglieder der sportpsychologischen Expertendatenbank des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp). Die Nennung als sportpsychologischer Expert/in des BISp ist dabei eine notwendige Voraussetzung für eine sportpsychologische Tätigkeit in olympischen Spitzenverbänden. Ähnlichkeiten gibt es auch auf dem Weg zu den Olympischen Spielen, denn alle sportpsycholog-ischen Expertinnen und Experten arbeiten mit ihren Spitzenverbänden bereits seit mehreren Jahren und haben Athlet/innen und Trainer/innen regelmäßig auf ihrem Weg nach Rio unterstützt. „Und gleichzeitig sind die Olympischen Spiele mit keiner Weltmeisterschaft und keinem Turnier zu vergleichen. Das Erlebnis bleibt einzigartig und entwickelt eine große Dynamik, bei der es immer wieder darauf ankommt eine Hubschrauberperspektive einzunehmen, damit die Sportler herausrausfinden können, ob das was sie tun ihre sportliche Leistung stört oder stützt“ berichtet Dr. Heiss von seiner olympischen Premiere als Teil des Teams um das Beachvolleyballnationalteam Borger/Büthe.

Gerade im Beachvolleyball lagen Freude und Ernüchterung eng beieinander. Während Anett Szegiti mit dem Team Ludwig/Walkenhorst in herausragender Art und Weise am Wettkampfhöhepunkt die beste Leistung abrufen konnte, hatten Borger/Büthe Mühe, ihre handlungsstützenden Routinen an olympische Gegebenheiten anzupassen und damit mit einer typischen Schwierigkeit von Olympia-Neulingen zu kämpfen.

"Das erarbeiten von Ritualen im Vorfeld und das Aufrechterhalten einer vertrauten Umgebung im gesamten Team, möchte ich als eine der wichtigsten Arbeitsinhalte herausheben. Das Team um das Team kann nur gut sein, wenn es eine Synergie entwickelt und die Energie der Leistung der Athletinnen damit dienlich ist. Die Sensibilität für die Sportler zu erarbeiten und täglich vor Ort in Rio zu reflektieren, ist ein weiterer wichtiger Baustein, der nur durch längere gemeinsame Arbeit möglich ist", bilanziert Anett Szigeti.

Am Ende der Olympischen Spiele gewinnen Ludwig/Walkenhorst als erstes europäisches Frauenteam Gold im Beachvolleyball und Borger/Büthe nehmen die Erfahrung mit, dass bei Olympia ein guter Start stärker den weiteren Turnierverlauf beeinflusst als bei den normalen Turnieren auf der World Tour. „Aus sportpsychologischer Sicht nehme ich mit, dass der oder die Sportpsycholog/in bei Olympia vor allem als Rahmen- und Prozessexperte gefragt ist. Denn die Leistungssteigerung der Spielerinnen bis zum Achtelfinale ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sie einen passender Rahmen bekamen, in diesem sie individuelle und persönliche Lösungen entwickeln konnten, um wieder zu ihrem Spiel zu finden,“ fasst Dr. Heiss seine Erkenntnisse zusammen.

Kai Engbert betreue in Rio das Deutsche Slalomnationalteam und zieht folgendes Fazit seiner zweiten Teilnahme an Olympischen Sommerspielen nach London 2012:

„In meine Augen ist die sportpsychologische Betreuung vor Ort das Finale einer Zusammenarbeit die weit vor den Spielen anfängt. In meinem Fall habe ich z.B. mit den Slalom Kanuten insgesamt bereits über mehrere Jahre zusammengearbeitet. Nach der nationalen Qualifikation habe ich mit den Olympiabooten dann überlegt, wie eine Vorbereitung und eine sportpsychologische Unterstützung vor Ort aussehen kann. In einigen Fällen konnte ich hier einen guten Beitrag leisten, der aber von Sportler zu Sportler sehr unterschiedlich ist. Da Olympische Spiele aber immer etwas sehr ungewöhnliches sind, ist es nach meiner Erfahrung trotz guter Vorbereitung sehr hilfreich als Sportpsychologe vor Ort dabei zu sein. Das hilft einfach die gemeinsam entwickelten Stärken einzusetzen und den Sportler an das zu erinnern was er sich vorgenommen hat. In dem Fall ist man als Sportpsychologe ein Backup, der ein sicheres Gefühl gibt“


Mehr zu den Erfahrungen bei den Olympischen Spielen von Dr. Gaby Bussmann und Anett Szigeti gibt es in ihren Interviews für ntv sowie dem Hamburger Abendblatt.


Gaby Bussmann


http://www.n-tv.de/sport/olympia/Da-kommt-Ich-bin-eine-Kampfsau-article18455411.html


Anett Szigeti


http://www.abendblatt.de/sport/olympia-2016/article208165073/Der-lange-Weg-von-Beach-Duo-Ludwig-Walkenhorst-zum-Gold.html