Am 27.7. starten die Olympischen Sommerspiele 2012 in London. Erstmals bietet die asp einen Infoservice für alle Fragen rund um das Thema Sportpsychologie an. asp-Geschäftsführer Prof. Dr. Daniel Memmert von der Sporthochschule Köln, gibt Auskunft über das Angebot und die Hintergründe.
Was hat den asp-Vorstand zu der Idee bewogen, erstmals einen Infoservice Sportpsychologie anzubieten?
Die Idee kam auf, da uns im Rahmen der diesjährigen Fußball-EM sehr viele Anfragen erreicht haben – insbesondere den Bereich der Schiedsrichter-Forschung betreffend. So konnten wir antizipieren, dass auch in Bezug auf Olympia ein großes Interesse an sportpsychologischen Themen bestehen würde. Mit unserem Angebot haben wir nun eine Plattform geschaffen, um diese Fragen zügig und kompetent beantworten zu können.
Wer kann den Service nutzen und wie funktioniert er?
In erster Linie sprechen wir mit unserem Info-Service Vertreter von Presse und Medien an. Wir haben hierzu eine Sonder-E-Mail-Adresse eingerichtet, über die Anfragen zu allen Themen rund um die Sportpsychologie gestellt werden können: london2012@asp-sportpsychologie.org
Wir sorgen dafür, dass die jeweilige Frage an einen für das Thema ausgewiesenen Experten gelangt, der sie kurzfristig beantwortet und vermitteln bei Interviewanfragen schnell einen kompetenten Ansprechpartner.
Die sportpsychologische Betreuung der deutschen Athleten im Vorfeld großer Wettbewerbe ist ja ein systematischer und kontinuierlicher Prozess (Anm. der Red.: siehe Interview mit Jan Mayer, dem koordinierenden Verantwortlichen für den Einsatz der Sportpsychologen in London).
Welche Vorteile haben die teilnehmenden Sportler dadurch?
Im Hochleistungssport wird es zunehmend wichtiger, alle Ressourcen auszuschöpfen – gerade auch im mentalen und kognitiven Bereich. In beiden Ressourcen-Feldern sehen wir daher einen steigenden Bedarf. Denn durch sportpsychologische Beratung und Betreuung lernt der Athlet, diese Bereiche voll auszuschöpfen, um dann im entscheidenden Moment die 2-3 Prozentpunkte mehr abzurufen, die dann am Ende zu einer Medaille führen können.
Wenn wir zum Beispiel an die Sportart Hockey denken, bei der wir ja mit zwei teilnehmenden Mannschaften vertreten sind, gilt es für jeden im Team, mit einer Vielzahl an Einflussfaktoren umgehen zu können. Eine wichtige Fähigkeit ist, sich zu fokussieren und während des Wettkampfs störende Ereignisse wie Zuschauerreaktionen auszublenden. Ziel ist also, die mentalen und kognitiven Ressourcen optimal einzusetzen. Bezogen auf die Aufmerksamkeit kann dies im Hockey zum einen bedeuten, dass ein breiter Aufmerksamkeitsfokus einzustellen ist, um kreative Ideen auf dem Platz zu produzieren, zum anderen ist ein enger Aufmerksamkeitsfokus wichtig, um nicht die eigene Leistung sich durch störende Einflussfaktoren beeinträchtigen zu lassen.
Was sind – aus sportpsychologischer Sicht - Ihre Erwartungen mit Blick auf den Wettkampf?
Viele Nationen nutzen mittlerweile sportpsychologische Beratung und Betreuung und auch wir in Deutschland sind sehr gut in diesem Bereich aufgestellt– noch nicht in allen, aber bereits in sehr vielen Sportarten. Daher ist zu erwarten, dass es immer engere und damit auch spannendere Wettkämpfe geben wird. Denn immer mehr Athletinnen und Athleten sind in der Lage, ihre mentalen und kognitiven Kompetenzen voll einzubringen, um dann am entscheidenden Punkt, also wenn es darauf ankommt, ihre Bestleistung zu bringen.