Die Arbeitgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) in Deutschland sieht endlich Bewegung in der Betreuung der psychischen Gesundheit von Leistungssportlern in Deutschland. „Nach dem Tod von Robert Enke hat es fast zwei Jahre gedauert, bis sich etwas getan hat. Aber jetzt ist mit der Koordinationsstelle in Köln eine Einrichtung entstanden, an die sich Sportlern und Sportlerinnen als Hilfestellung bei psychischen Schwierigkeiten wie einer Depression wenden können“, meinte der asp-Vorsitzende Prof. Dr. Manfred Wegner (Universität Kiel).
Bereits im März hatte ein Beirat - bestehend aus einem Vertreter der Robert-Enke-Stiftung, der Vereinigung der Vertragsfußballer (vdv) und dem Versicherer, der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) - die Koordinationsstelle ins Leben gerufen. Jetzt wurde sie am Rande des Fußball-Länderspiels in Schalke der Öffentlichkeit vorgestellt. Geleitet wird die an der Deutschen Sporthochschule in Köln angesiedelten Stelle von der Diplom-Psychologin Marion Sulprizio, eingerichtet und maßgeblich initiiert wurde sie von dem Kölner Sportpsychologen Prof. Dr. Jens Kleinert.
„Psychische Erkrankungen können eine Erscheinung des Leistungssports sein und wir müssen etwas dagegen tun – sowohl in der Prävention als auch in der späteren Früherkennung und Behandlung“, sieht Prof. Dr. Kleinert Handlungsbedarf, damit psychische Erkrankungen nicht länger Tabu-Themen bleiben. „Es ist doch bezeichnend, dass zum Beispiel im Bereich Profifußball Sportler plötzlich keine Jobs mehr kriegen, wenn sie in diese Richtung etwas zugeben“.
Die Koordinationsstelle wird für Notfälle eine Anlaufstelle sein. Sie kann dafür auf drei Expertennetzwerke zurückgreifen. Die asp, deren 310 Mitglieder eine Vielzahl von Spitzenverbänden und Fußball-Bundesligisten betreuen, bringt sich mit ihren Mitgliedern in eine Art Frühwarnsystem ein. Zu der Organisation dieses Systems tragen auch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bei. „Der sportpsychologische Experte sollte schon frühzeitig Warnzeichen erkennen, aber auch in schwierigen seelischen Lagen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und die Überleitung in eine Therapie organisieren“, meinte Prof. Dr. Wegner.
Das zweite Expertensystem soll sich präventiv um die frühzeitige Erziehung von Sportlern kümmern. Im dritten Pool zur Therapie sind die Psychiater und Psychotherapeuten organisiert. Es ist mittlerweile deutlich von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) ausgebaut worden. asp und DGPPN sind auch Partner der Koordinationsstelle.
Prof. Dr. Wegner sieht in der Einrichtung der Koordinationsstelle den ersten Schritt in die richtige Richtung: „Wichtig ist jetzt aber auch, dass die notwendigen finanziellen Ressourcen zur Verfügung stehen.“ Es dürfe nicht sein, dass nur zum Jahrestag des Todes von Robert Enke das Thema „Sport und Depressionen“ von den Medien wahrgenommen würde. „Das Wohl der Aktiven muss eindeutig im Vordergrund stehen“, fordert Prof. Dr. Wegner, dass der Fokus weiterhin auf die Athleten gerichtet bleibe.
Ansprechpartner für weitere Fragen:
Prof. Dr. Manfred Wegner und Günter Müller
asp-Vorsitzender Geschäftsführer wirkhaus GbR
Universität Kiel 030/486 24271
0431/8803753 info (at) wirkhaus.de
mwegner (at) email.uni-kiel.de