Die 44. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) wird in diesem Jahr in einzigartiger Atmosphäre während der Fahrt von Kiel nach Oslo und zurück stattfinden. Was hat Sie dazu bewogen, diesen besonderen Ausrichtungsort zu wählen?
Prof. Dr. Manfred Wegner: „An erster Stelle war es mir wichtig, die Tagung nach längerer Pause nun zum vierten Mal wieder nach Kiel zu holen. 1999, bei der Tagung zum 30-jährigen asp-Jubiläum, hatten wir beste Erfahrungen mit der Ausrichtung der Veranstaltung auf einer Fähre mit dem bestechenden Konferenzzentrum gemacht. Das Schiff ist einfach Programm. Für die spektakulären Ein- und Ausfahrten in Kiel und Oslo planen wir entsprechende Freiräume. Das Schiff sorgt insgesamt für die Atmosphäre einer Klausurtagung, man kann sich viel mehr auf das Thema ´Sportpsychologie´ einlassen als es an Land der Fall wäre.“
Verhindert dieses notwendige Einschiffen an Bord nicht manche Zusage?
Prof. Dr. Manfred Wegner: „Das mag sein, dass sich mancher dadurch abschrecken läßt, aber der intensive Austausch an Bord auch einmal außerhalb der Arbeitskreise und Workshops machen dieses mehr als wett. Es ist kein reines Abhaken von Veranstaltungen oder ein Input von Informationen, vielmehr kommt das Networking viel mehr zum Tragen, denn die Teilnehmer lernen sich viel besser kennen und gehen mit einem echten Mehrwert nach Hause. Das Schiff ist ein wundervolles Gegenmodell zu anderen Tagungen. Und die Anmeldungszahlen von derzeit 170 Zusagen und am Ende vermutlich um die 200 Teilnehmer zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Wo erwarten Sie denn den Schwerpunkt der Tagung?
Prof. Dr. Manfred Wegner: „Das Tagungsthema lautet ´Sportpsychologische Kompetenz und Verantwortung´, zwei Themen, die uns als Vorstand der asp und als Sportpsychologie überhaupt in den letzten Jahren sehr gefordert haben. Deutlich wird dieses an den beiden Curricula `Leistungssport´ und ´Gesundheitssport´, die wir kompett überarbeitet und neu gestaltet haben. Gerade jetzt im März führen wir in Kiel nach langer Pause wieder die Fortbildungsveranstaltung im Gesundheitsbereich durch. Insgesamt gilt es, Qualitätsstandards zu formulieren und anzupassen.
Und dann ist die Konkurrenz im Feld der Sportpsychologie gewachsen. Im Bereich des Leistungssports ist einerseits die Abgrenzung zur Sportpsychiatrie notwendig, andererseits aber auch ein Konzept auszuformulieren, im eher medizinisch geprägten Bereich der Behandlung psychischer Auffälligkeiten zusammen zu arbeiten. Zudem gibt es seit Neuestem Bestrebungen des Bundes Deutscher Psychologen (bdp) eine AG Sportpsychologie zu gründen, Hier beginnen Gespräche, wo wir Gemeinsamkeiten von institutionellen Besonderheiten abgrenzen wollen. Auch zeigen sich an den Hochschulen weitere Entwicklungen eigener Studiengänge, aber auch weiterführende Möglichkeiten, im Rahmen der Modularisierung Schwerpunkte zu setzen. Hier müssen wir uns ganz klar positionieren. Und im Nachgang zu den schwerwiegenden Vorkommnissen wie im Fußball mit der doch zunehmenden Zahl öffentlich bekannt werdender Fälle, müssen wir stärker in die Öffentlichkeit wirken und für Aufklärung sorgen, bei den Entscheidungsträger genauso wie in den Medien.“
Seit dem Todesfall des Fußball-Nationaltorhüter Robert Enke stehen Themen wie psychologische Auffälligkeiten im Fokus. Wird das bei der Jahrestagung auch ein Thema sein?
Prof. Dr. Manfred Wegner: „Wir werden uns natürlich mit dieser Thematik auseinander setzen. In Workshops werden Initiativen wie das Kölner Projekt ´Mental gestärkt´, das speziell für die Unterstützung der Athleten bei psychologischen Auffälligkeiten ins Leben gerufen wurde, besprochen und diskutiert. Die Jahrestagung wird mit einer Pressekonferenz zum Thema: „Erwarten wir zu viel im Spitzensport? – Druck durch Medaillen, Medien und Fans“ gestartet.
Damit greifen wir den Ansatz auf, den wir seit mehr als zwei Jahren in unserer Arbeit verfolgen. Wir wollen aufklären und zur Offenheit ermuntern, in den Medien und auch im Spitzensport. Zwei Psychologen werden aus ihrer täglichen Arbeit unter anderem mit Fußball-Schiedsrichtern berichten. Voraussichtlich werden auch ein bekannter Trainer aus dem Spitzensport und ein aktiver Spitzensportler einen Einblick in ihre Sichtweise geben.
Gibt es noch eine Ergänzung zu der Tagung?
Prof. Dr. Manfred Wegner: „Vorgeschaltet findet die Nachwuchstagung der asp unter dem Motto ´Sportpsychologie zwischen Anwendung und Forschung´ am Institut für Sportwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel statt. Sie ist mit über 20 Anmeldungen sehr gut nachgefragt. Von Montag, 14. Mai 2012 bis Mittwoch, 16. Mai 2012 können die Nachwuchswissenschaftler neben einigen Vorträgen zur Praxis der Sportpsychologie und der sportpsychologischen Forschung auch eigene Forschungsarbeiten und -vorhaben vorstellen und Probleme wissenschaftlicher Forschung mit Nachwuchswissenschaftlern und erfahrenen Sportpsychologen besprechen. Außerdem gibt es ein attraktives Rahmenprogramm in und um Kiel“.
Hier gelangen Sie direkt zur Tagungsseite www.asp2012.de