Sie sind mit Ihrer Arbeit zum Thema: „Facial Feedback im Sport“ zum diesjährigen Preisträger des asp Studienpreises gewählt wurden. Was bedeutet Ihnen diese starke Wertschätzung?
Ich habe mich wahnsinnig gefreut. Erfahren habe ich davon in einem Internet-Café in Nicaragua, als ich nach meinem Studium durch Mittelamerika reiste. Die Mühe, die ich mir mit meiner Abschlussarbeit gemacht hatte, wurde bereits mit dem Diplom belohnt. Der Preis war dann das i-Tüpfelchen.
Sie konnten in Ihrer Arbeit zeigen, dass die Manipulation von Gesichtsausdrücken einen relevanten Einfluss auf den Affekt im Sport haben kann. Warum haben sie sich diesem Thema angenommen?
Vor einigen Jahren fing ich an, mich für das Thema der Körpersprache allgemein zu interessieren. Mich faszinierte der Gedanke, dass sich in unserer kopfgesteuerten Gesellschaft der Körper auf unser Denken und Handeln niederschlägt. Für meine Diplomarbeit wollte ich das Thema selbst erforschen und war dabei eigentlich in alle Richtungen offen. Am Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln fand ich in MSc Philipp Philippen einen Betreuer, der sich selber in seiner Abschlussarbeit den Auswirkungen von Mimik während sportlicher Belastungen annahm. In diesem Bereich sah ich dann auch meine Arbeit.
Was versteht man unter Facial Feedback und warum kann dieses Thema besonders im Sport wichtig sein?
Facial Feedback ist die Wechselwirkung zwischen der Mimik und dem Denken bzw. Empfinden. Am Beispiel des Lächelns: Geht es uns gut oder sind wir amüsiert, lässt sich das in der Regel an einem positiven Gesichtsausdruck ablesen. Die Ursache ist das gute Gefühl, das Lächeln das Ergebnis. Die Facial Feedback Hypothese besagt, dass diese Wirkung auch in die andere Richtung zutrifft: Das Lächeln, sogar schon die reine Aktivität der entsprechenden Gesichtsmuskulatur, ist die Ursache, warum es uns gut geht.
Im Sport sind Emotionen von besonderer Bedeutung, zum Beispiel wirkt sich ein gutes Gefühl bei Ausdauerleistungen auf die Wahrnehmung der Belastung aus: Fühlst du dich gut, wird eine Belastung, sofern sie in einem bestimmten Intensitätsbereich rangiert, als weniger anstrengend wahrgenommen, was sich wiederum positiv auf die Leistung niederschlagen kann. Wenn die Annahme eines Gesichtsausdrucks alleine ausreicht, um Emotionen zu induzieren, wäre dieses Wissen für sportliche Leistungen von enormer Relevanz. Man könnte den Gesichtsausdruck bewusst einsetzen, um direkten Einfluss auf Gefühle und die Leistung im Sport auszuüben.
Mit welchen Faktoren hat sich ihre Arbeit beschäftigt und zu welchen Ergebnissen sind sie gekommen?
Ich habe die Wirkung und die Bedingungen für die Annahme eines Gesichtsausdrucks miteinander verglichen. Als positiver Gesichtsausdruck wurde ein Lächeln und als negativer ein finsteres Blicken eingesetzt. Ihr Einfluss auf die Wahrnehmung der Belastung und den Gemütszustand wurden betrachtet. Die sportliche Aktivität war eine moderate Ausdauerleistung auf dem Fahrradergometer. Der Test war so designed, dass die Versuchspersonen dachten, es handle sich um einen Test der Aufmerksamkeit während sportlicher Aktivität unter Berücksichtigung weiterer motorischer Aufgaben der Gesichtsmuskulatur.
Die Aufforderung zu einem Lächeln oder einem finsteren Blick wurde in einer Bedingung explizit über ein Computerdisplay mit dem Befehl "Bitte Lächeln" erteilt, in einer anderen implizit mittels einer Aufgabe zur Imitation des Gesichtsausdrucks auf einem Foto. Der Gemütszustand wurde nicht nur durch die direkte Befragung "Wie fühlst du dich" mit einer Bewertung auf einer Skala erhoben, sondern auch durch einen impliziten Test, der Assoziationen zu Kunstwörtern bewerten lässt.
Die Ergebnisse belegen, dass es grundsätzlich möglich ist, durch die Annahme eines Gesichtsausdrucks einen Einfluss auf die Belastungswahrnehmung und den Gemütszustand im Ausdauersport zu erzielen. Eines der wichtigsten Ergebnisse war, dass die Wirkung von Gesichtsausdrücken, egal ob durch offene Aufgabe oder durch Imitation von Bildern, zunächst in unserem impulsiven System auftritt. Zudem ist die offene explizite Aufforderung, einen bestimmten Gesichtsausdruck anzunehmen und sich damit womöglich reflektiv auseinanderzusetzen, geeigneter, um Embodiment-Effekte herbeizuführen als das implizit durch Imitationsaufgaben der Fall ist. Insgesamt geben die Ergebnisse sicherlich Anlass, um Facial Feedback im Sport weiterhin zu untersuchen, zum Beispiel als Coping-Strategie während authentischeren Sportbedingungen.
Werden sie aufgrund des positiven Feedbacks auf ihre Arbeit dieses Thema weiter verfolgen?
Gerne würde ich das Thema weiter verfolgen. Die Motivation dafür nehme ich in erster Linie aus meinem Interesse für das Thema. Das positive Feedback ist insofern wichtig und schön, weil es mir zeigt, dass ich mit den Untersuchungen unter dem Aspekt des wissenschaftlichen Arbeitens auf dem richtigen Weg war. Unmittelbar nach meinem Studium möchte ich aber zunächst andere, berufliche und persönliche Erfahrungen sammeln, bevor ich eine Promotion anstrebe.