Am 9. August 2009 verstarb nach längerer Krankheit Erwin Hahn im Alter von 79 Jahren. Mit ihm verliert die asp eines seiner Gründungsmitglieder. Er war ein Mann der ersten Stunde und eine Persönlichkeit, welche die Entwicklung der deutschen Sportpsychologie maßgeblich geprägt hat. Erwin Hahn war seit seiner Jugend dem Leistungssport eng verbunden, in seiner aktiven Zeit besonders im Handball und Fechten. Diese Nähe zum Spitzensport prägte auch sein späteres Engagement, indem er immer die Verbindung von wissenschaftlicher Expertise und praktischer Umsetzung betonte.
Nach dem Examen als Lehrer für Grund- und Hauptschulen und Jahre des Schuldienstes in Worms und Koblenz in den 50er Jahren erweiterte er sein Wissen durch ein Psychologiestudium mit dem Abschluss als Diplompsychologe 1967 in Bonn. Seit 1968 war er Assistent für Psychologie an der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule in Koblenz. Danach wurde ein Lebenstraum für ihn wahr: Denn von 1974 bis 1995 war er Wissenschaftlicher Direktor und Referent für Sportpsychologie im Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Köln. Erwin Hahn lehrte bis 1995 an der Trainerakademie in Köln und war auch als Pensionär von 1996 bis 2004 mit Lehraufträgen zur "Sportpsychologie im Leistungssport" an den Universitäten in Koblenz und Mainz aktiv.
Neugier und Engagement zeichnen seine Beziehung zur Sportpsychologie aus.
Bereits 1968 besuchte Erwin Hahn auf eigenen Faust den zweiten ISSP-Kongress in Washington. 1969 gehörte er zu den Sportpsychologen, die an der Gründungsversammlung der asp in Münster teilnahmen. Als am 2. November 1971 die asp offiziell in das Vereinsregister aufgenommen wurde, war er neben den Kollegen Feige, Gabler, Rieder, Röthig, Veit und Volkamer eines der sieben Gründungsmitglieder. Seit dieser Zeit hat Erwin Hahn ununterbrochen im Vorstand der asp mitgewirkt, von 1985 bis 1997 als Geschäftsführer und bis zu seinem Ausscheiden 1999 aus dem Vorstand auch als 2. Vorsitzender.
Sehr früh zeigte er Verantwortung für die Entwicklung der Sportpsychologie auf europäischer Ebene. So übernahmen 1971 Erwin Hahn, Karl Feige und Herrmann Rieder die Organisation für den 3. Europäischen Kongress für Sportpsychologie, dem 3. FEPSAC-Kongress, der ursprünglich in Bukarest, dann in Budapest vorgesehen war. Dieser FEPSAC-Kongress wurde jedoch 1972 in Köln mit insgesamt 91 Beiträgen durch achtundsiebzig Referenten aus zweiundzwanzig Ländern durchgeführt. Im gleichen Jahr wurde Erwin Hahn in den Vorstand der FEPSAC gewählt , war dort von 1975 bis 1995 Schatzmeister, Vizepräsident von 1995 bis 1999. Diese internationale Ausrichtung vermittelte er auch gerne anderen Kollegen. So organisierte er in den folgenden Jahren Reisegruppen von 15 bis 30 Teilnehmern zu den ISSP-Kongressen nach Madrid, Prag, Ottawa und Kopenhagen oder zu den FEPSAC-Kongressen nach Edinburgh, Magglingen, Varna und Bad Blankenburg.
Eine für ihn immer bestimmende Fragestellung galt der psychologischen Beratung und Betreuung von Athleten im Hochleistungssport. Bereits frühzeitig konnte er in der Aufbauphase des Bundesausschusses für Leistungssport (BA-L) seine vielseitigen sportpsychologische Erfahrungen einbringen. So wurde er als „Mann der ersten Stunde“ in das Redaktionskollegium der Zeitschrift Leistungssport berufen.
Als Herausgeber hat Erwin Hahn an mehr als 15 Büchern mitgewirkt. Er hat zahlreiche sportpsychologische Veröffentlichungen publiziert, sei es zur psychologischen Beratung, zum Stress oder zur Psychoregulation oder aber zur Aggression und Gewalt oder gar zum Jugendsport und zum Sport-Talent.
Erwin Hahn hat immer die Verbindung zwischen wissenschaftlicher Forschung und praktischer Umsetzung gesucht. Wir nehmen Abschied von einem Menschen, der seine Ideale uns vorgelebt hat.