Die guten sportwissenschaftlichen Beziehungen zwischen China und Deutschland konnten auch auf dem dritten gemeinsamen Symposium, dass Ende 2011 in Hangzhou stattfand, gefestigt werden. Unter dem Motto „Aktuelle Aspekte der modernen Sportwissenschaft und sportpolitischer Strategien in China und Deutschland” trafen sich Sportwissenschaftler beider Länder zum Informationsaustausch und zur gegenseitigen Unterstützung auf nationaler und interanationaler Ebene. Für Deutschland präsentierten der asp-Vorsitzende Prof. Dr. Manfred Wegner und Prof. Dr. Pia-Maria Wippert von der Universität Potsdam ihre aktuellen Forschungsergebnisse.
Sie konnten gemeinsam mit Manfred Wegener am Wissenschaftsaustausch in China teilnehmen. Wie kam der Kontakt zustande und wie verliefen die Tage? Welche inhaltlichen Schwerpunkte wurden gesetzt?
Manfred Wegner und ich wurden vom Bundesministerium des Innern sowie des Bundesinstituts für Sportwissenschaft eingeladen, um uns mit Vertretern der chinesischen Generalverwaltung des Sports über aktuelle Aspekte der modernen Sportwissenschaft und zukünftige sportpolitische Strategien für China und Deutschland auszutauschen. Inhaltliche Schwerpunkte waren neben der Sportpsychologie auch Themen im Sportmanagement und der nachhaltigen Nutzung von Sportstätten.
Welchen Stellenwert hat die Sportpsychologie in China verglichen mit dem Stand der Forschung und angewandten Praxis in Deutschland?
Der Sportpsychologie wird, soweit wir Einblick hatten, ein sehr hoher Stellenwert zugeordnet. Die Themen, die erforscht werden, sind hochaktuell; es werden zentrale und vor allem auch für die angewandte Praxis relevante Fragestellungen mit modernsten Technologien bearbeitet. Die Ausstattung der Laboratorien für die Forschung im Spitzensport aber auch die Übungsräume in der Ausbildung für Studierende sind exzellent.
Mit welchen Erkenntnissen haben Sie die Tage vor Ort wieder verlassen?
In strukturstarken Regionen in China lassen die wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Möglichkeiten erhebliche Fortschritte in kurzer Zeit zu. Die Arbeitskontexte sind interdisziplinär ausgerichtet, technologisch optimal unterstützt und ermöglichen einen stringenten kooperativen Austausch unter den Wissenschaftlern.
Welches Thema haben Sie persönlich in Shanghai vorgestellt? Können Sie uns eine kurze Zusammenfassung geben?
Ich habe über „Transitionen innerhalb von Karriereentwicklungen“ referiert. So sind während der Karriere eines Spitzensportlers unterschiedliche Übergänge/Transitionen zu leisten. Das bedeutet einerseits, dass für eine optimale Karriereentwicklung bei Übertritten in höhere Leistungsstufen ein ausgewogenes Erholungsmanagement essentiell ist. Zum anderen müssen Belastungsspitzen wie sie am Ende der Karriere oder nach schweren Verletzungen beobachtet werden können, adäquat abgefangen werden. Solche „Schnittstellen“ innerhalb der biographischen Festlegung als Spitzensportler bergen ein enormes Stresspotential und sind sowohl zur aktiven Zeit als später auch im weiteren Lebensverlauf von entscheidender Bedeutung für den biographischen Gesamterfolg.
Im Rahmen der Präsentation wurden Strukturen und Impacts solcher Transitionen vorgestellt und mit Forschungsergebnissen untermauert. Dabei wurde auf den Beanspruchungs-Belastungszyklus sowie auf eine Darstellung des Impacts des Karriereendes und darauf folgender Krisenmuster und Verarbeitungsphasen eingegangen. Abschließend wurden erfolgreich evaluierte Interventionsformen in diesem Feld vorgestellt und in der Diskussion mit chinesischen Programmen und Arbeitsformen verglichen.
Wird es auch zukünftig eine Kooperation mit China geben? Wie wird diese aussehen?
Das kommt natürlich auf die Perspektive an. Der Austausch zwischen den Regierungen bleibt bestehen. Inwieweit Austauschprogramme für Studierende oder aber auch Forschungskooperationen im Rahmen von Qualifikationsarbeiten aufgebaut werden können, hängt von Kontakten mit universitären Vertretern ab.