Anfang September fand die Auftaktveranstaltung von MentalGestärkt statt, die Arbeiten wurden aber schon lange im Voraus aufgenommen. Wie kann man den derzeitigen Stand der Initiative beschreiben? Was ist bisher passiert und was wurde erreicht?
Nach einer einjährigen Vorbereitungsphase, in der wichtige Kontakte geknüpft wurden und zahlreiche Treffen mit den Netzwerkpartnern statt fanden, konnten wir unsere Homepage online stellen und mit der Auftaktveranstaltung in Gelsenkirchen den offiziellen „Startschuss“ geben. Die Lenkungsgruppe der Initiative ist momentan aktiv bei der Erarbeitung der Kriterien, welche weiteren Partner in unseren Netzwerken mitarbeiten können. Außerdem stehen sie bereits jetzt bei der Weitervermittlung und bei der Erarbeitung von Aus- und Fortbildungskonzepten zur Verfügung. Im Beirat wird über die Möglichkeiten diskutiert, wie wir unsere Initiative besser an die Vereine und Verbände heran tragen können.
Wie ist die Netzwerkinitiative MentalGestärkt konzipiert? Was sind die Hauptziele der Initiative?
Leistungssport beinhaltet ein großes Potenzial zur Entwicklung und Förderung der Teamfähigkeit, des Selbstbildes und der Persönlichkeit von Athleten. Gleichzeitig bestehen im Leistungssport nicht nur hohe körperliche, sondern auch hohe psychische und soziale Belastungen, die die psychische Gesundheit von Athleten potenziell gefährden.
Aus diesen beiden Perspektiven ergeben sich zwei wesentliche Ziele der Initiative Mental Gestärkt. Zum einen wollen wir psychische Gesundheit im Leistungssport erhalten und fördern. Zum zweiten besteht ein Anliegen von MentalGestärkt darin, psychische Probleme, wie beispielsweise übermäßiger Stress, Depressionen oder Burnout im Profifußball zu verhindern, frühzeitig zu erkennen und Ansprechpartner für die richtige Behandlung zu geben.
MentalGestärkt unterscheidet die Arbeitsbereiche Edukation, Betreuung und Therapie.
Was kann die Gründung dieses Netzwerkes für den deutschen Sport bedeuten?
Das Besondere an MentalGestärkt ist, dass hier erstmalig Sportpsychologen, Sportpsychiater und –Psychotherapeuten gemeinsam an einem „Strang ziehen“. Wir arbeiten an einer optimalen, schnellen und heimatnahen Versorgung unserer Leistungssportler bei Stressbelastungen und psychischen Störungen wie z.B. Burnout oder Depressionen. Außerdem sollen Vereine, Verbände, Trainer und Betreuer für diese Themen sensibilisiert werden und Früherkennungs- und Präventionsmaßnahmen sowie geeignete Aus- und Weiterbildungskonzepte entwickelt werden.
Können Sie uns schon etwas über die Anzahl konkreter Anfragen und Besucherzahlen auf der Homepage berichten?
Unsere Homepage hat seit Juli über 2000 Besucher zu verzeichnen, dabei sind die Besuche natürlich vermehrt, wenn aktuelle Ereignisse, wie z.B. das Burnout-Bekenntnis von Miller oder die Erschöpfung von Ralf Rangnick, auftreten und vermehrt nach Ansprechpartnern zu diesen Themen gesucht wird.
Wie gestaltet sich konkret Ihre Arbeit bzw. das Vorgehen bei einer Weitervermittlung eines Sportlers, der sich hilfesuchend an die Initiative wendet?
Da wir momentan über unsere Lenkungsgruppe optimalen Zugang zu verschiedenen bereits bestehenden Netzwerken haben wie das Betreuungsportal des BISP oder das Referat Sportpsychiatrie der DGPPN, geben wir die an die Koordinationsstelle gerichteten Anfragen an die Mitglieder der Lenkungsgruppe, welche dann die heimatnächsten und auf den Sportler zutreffenden Betreuungsmöglichkeiten weitergibt wie zum Beispiel Kontakte an renommierten Kliniken, Psychotherapeuten, Psychiater oder Sportpsychologen.
Wie können Sie zukünftig dafür sorgen, die Initiative weiter bekannt zu machen und zu stärken?
Wir werden wie geplant zunächst stark im Fußball aktiv werden. Das Vorstellen unserer Initiative wird in die kommenden Fußballlehrerlehrgänge integriert. Außerdem werden wir bei Veranstaltungen der VDV mitwirken. Die aktuellen Fälle von Burnout und Depressionen im Leistungssport machen deutlich, dass unsere Initiative ein sehr guter Schritt ist.
Was kann eine Initiative wie MentalGestärkt leisten?
Flächendeckende, heimatnahe und schnelle Betreuung, sei es sportpsychologisch, psychotherapeutisch oder psychiatrisch ist ein Ziel, welches in den nächsten zwei Jahren erreicht werden soll. Außerdem können wir Vereine, Verbände, Trainer aber auch Betreuer und Eltern von jungen Athleten für diese Thematik sensibilisieren und Fort- und Weiterbildungsmodule und Materialien entwickeln. Die DGPPN bietet bereits einen Workshop zum Thema Sportpsychiatrie an, bei dem unsere Initiative vorgestellt wird und Module zur Fortbildung von Sportpsychologen sind ebenfalls geplant.