Die Einigung einer Expertengruppe auf gemeinsame Positionen und Statements im Rahmen von Consensus Meetings gehört möglicherweise zu den effektivsten Motoren wissenschaftlicher Entwicklung. Daher organisiert seit diesem Jahr das Deutsche Forschungszentrum für Leistungssport (momentum) derartige Meetings in unterschiedlichen Bereichen der Sportwissenschaft. Gruppenprozesse und Teamforschung waren die spezifischen Consensus-Themen, zu denen die Kölner Arbeitsgruppe Sozialpsychologie um Prof. Jens Kleinert hochkarätige Experten und Expertinnen aus Forschung und Praxis eingeladen hatte. Die Konferenz, die von Dr. Jeannine Ohlert organisiert wurde, gliederte sich in einen publikumsoffenen Tag mit Vorträgen der Expertengruppe sowie einen zweiten nicht öffentlichen Tag mit dem eigentlichen Consensusgespräch.
Prof. Kleinert eröffnete den ersten Tag der vollständig englischsprachigen Veranstaltung mit einem Überblick zu teambezogenen Forschungsfacetten der Kölner Arbeitsgruppe Sozialpsychologie. Nach den anschließenden Grußworten von Dr. Gabriele Neumann (BISp) wurden folgende Vorträge gehalten:
- „Team action and group dynamics: Theoretical considerations and consequences for diagnosis and intervention” (Prof. Dr. Roland Seiler, Universität Bern, Schweiz)
- “Role Perceptions in Team Sport” (Mark Eys, Ph.D.; Wilfrid Laurier University, ON, Canada)
- “High Performance Teams - the difference that makes the difference. What does it take to form a team to perform?” (Michael Schrittwieser, Headcoach Kapfenberg Bulls, Österreich)
- “Planning for Team Interventions” (Albert V. Carron; University of Western Ontario, Canada)
- “Advantages and disadvantages of different approaches in team counselling” (Lothar Linz, SportsGeist, Deutschland)
- “Enhancing Efficacy Beliefs in Teams” (Deborah L. Feltz; Michigan State University, U.S.A.)
- “Enhancing Team Functioning through the Assessment of Organisational and Performance Environment Factors” (Chris Harwood, PhD; Loughborough University, U.K.)
Birgit Prinz, Weltfußballerin der Jahre 2003 bis 2005, eröffnete die Podiumsdiskussion, die von Prof. Kleinert zum Abschluss des ersten Tages moderiert wurde. Zentrale Themen der Expertenbeiträge und Publikumskommentare waren (a) die Akzeptanz sportpsychologischer Arbeit, (b) die Überbrückung von Forschungs-Praxis-Distanzen sowie (c) die Organisation und Einbettung von sportpsychologischer Betreuung in die Arbeit mit insbesondere jugendlichen Teams.
Am zweiten Konferenztag diskutierte ein neunköpfiges Expertenteam (Carron, Eys, Feltz, Harwood, Kleinert, Linz, Ohlert, Seiler, Sulprizio) unter Ausschluss der Öffentlichkeit zentrale Fragen und Perspektiven der Gruppen- und Teamforschung. Insbesondere wurde ein Konsens zu folgenden Bereichen erreicht: Was wissen wir über effektives Handeln in Sportgruppen und Teams? Wie können Sportpsychologen und -psychologinnen einen positiven Beitrag zur Gruppendynamik leisten? Wie sieht sportpsychologische Arbeit mit Mannschaften und Teams in der Praxis aus? Was bleibt für die Erforschung von Prozessen und Interventionen zu tun? Die Gruppe wird die Antworten auf diese Fragen in einem gemeinsamen Consensus-Paper publizieren.